Editorial März 2023

Wie ein Kurzstreckenläufer kauern wir in den Startlöchern und warten voller Ungeduld auf das Signal zum Loslaufen. Langsam beginnen die Muskeln wegen der ungewohnten Körperhaltung zu verkrampfen und die Gedanken weichen ab. Bloß keinen Fehlstart hinlegen, beschwöre ich mein Innerstes. Eine Unkonzentriertheit und alles ist hin. Und wem das mehrfach widerfährt, dem droht sogar die Disqualifizierung. Habe ich den ganzen Winter durchgehalten um das zu riskieren? Jetzt, wo der Frühling vor der Tür steht?

Aber warum lässt er so lange auf sich warten? Ich kann mich an Jahre erinnern, da blühten bereits Ende Februar die ersten Krokusse and andere Frühlingsboten. Bis Mitte März soll es angeblich dauern, ehe sich wärmeres Wetter durchsetzen soll. Das kann doch nicht sein.

Wer ist der Schuldige, schießt es mir durch den Kopf. Vielleicht haben Putin, der CIA und/oder die Chinesen etwas entwickelt, was unser Wetter beeinflusst. Wer Corona in die Welt setzt, wird auch Mittel und Wege finden, den längst überfälligen Frühling aufzuhalten. Jeder Tag, an dem wir frieren oder teure Energie verheizen, nutzt dem, der es auf uns oder unser Geld abgesehen hat. Oder? Früher war alles so einfach. Da gab es Medizinmänner oder weise Frauen und Männer, die mit einem Zauber alles wieder ins rechte Lot rückten. Leider haben wir diese hilfreichen Geister in unserem christlichen Eifer verfolgt und vom Angesicht der Erde getilgt.

Ein leiser Knall mischt sich störend unter meine Gedanken. Ich blicke hoch und sehe mich als einzigen auf der Stelle verharren. Meine Mitstreiter sind längst enteilt. Verdammt, fluche ich vor mich hin. Schon wieder den Anschluss verpasst.

In einem Anflug von Altersweisheit schaue ich nach der nächsten Sitzgelegenheit. Vielleicht sollte ich mir einfach weniger Gedanken machen. In einigen Wochen jammern wir doch alle im Kollektiv über einen viel zu heißen April und lassen uns von Klimaaktivisten und anderen Eiferern das Ende der Welt verkünden.

In diesem Sinne harre ich mit euch dem Frühling entgegen.

Euer Michael Kuhn