Geld regiert die Welt?

 

Was seit den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts als Doktrin galt, scheint den aktuellen Ereignissen nicht mehr gerecht zu werden. Zu viele Ereignisse und Entwicklungen haben eine Dynamik angestoßen, von der keiner weiß, wo sie enden wird.

Gefühlt begann es mit der Flüchtlingskrise und der damit erstarkenden Präsenz nationalistischer Erklärungsmodelle in den meisten westlichen Demokratien. Angeheizt und ausgelöst wurde diese Krise durch den Bürgerkrieg in Syrien und dem Erstarken des IS (Islamischer Staat), was eine ganze Region im mittleren Osten destabilisierte. Dazu trat immer stärker das Bewusstsein über den längst begonnenen Klimawandel mit allen möglichen Folgen für die menschliche Zivilisation. Als ob das nicht genug wäre, erlebte der als überholt geglaubte Ost-West-Konflikt mit der Besetzung der Krim durch Russland und dem schwelenden Konflikt im Donbass eine stürmische Wiedergeburt. Die alten Konfliktlinien zwischen den ehemals kommunistischen Mächten und dem „freien“ Westen treten wieder deutlich hervor

Vielleicht werden künftige Historiker die Spanne um das Jahr 2015 als eine der Epochenwenden der Weltgeschichte interpretieren. Ob sich diese Zäsur zum Guten oder zum Schlechten vollziehen wird, bleibt dahingestellt. Beides scheint möglich.

Regiert das Geld nun die Welt? Bei der Betrachtung der oben aufgezählten Fakten kann man nicht mehr von einer allgemeinen Dominanz des Geldes ausgehen. Es gibt zu viele andere Faktoren, die menschliches Handeln bestimmen. Geld oder Kapital kennt keine Ethik oder Moral. Ebenso wenig unterliegt es sozialen und ökologischen Prämissen. Religionen, Weltanschauungen und äußere Einflüsse wie Umweltkatastrophen werden immer unwägbare Risiken bleiben, die nicht alleine mit Geld zu lösen sind.

Hoffen wir, dass verantwortungsbewusste und weitblickende Menschen uns sicher durch diese bewegten Zeiten in eine bessere Zukunft führen werden. Und vergessen wir nicht uns dabei einzubringen. Wandel vollzieht sich in demokratischen Gesellschaften in erster Linie von unten.

In diesem Sinne eine spannende Zeit.

Euer Michael Kuhn