Festung, Eremitage und Sommerfrische

Die Klause in Aachen Kornelimünster

Nur selten hat eine abgelegene Klause so viel an Historie zu bieten. Wer dieser wunderschönen Örtlichkeit im Klauser oder Frankenwäldchen einen Besuch abstattet, wandelt gewissermaßen Schritt für Schritt durch die Jahrhunderte und Jahrtausende.

Bereits bei der Annäherung erschließt sich dem geübten Betrachter ein seltenes Bodendenkmal keltischer Provenienz. Hinter einer Kurve sind rechts und links des Weges deutlich die Überreste eines keltischen Abschnittswalls aus dem vermutlich 3./4. Jahrhundert v. Chr. auszumachen. Das Sperrwerk hat sich an einigen Stellen als verstürzter Wall (murus gallicus?) noch mehrere Meter hoch erhalten. Diese einfache Anlage genügte, um den ansonsten von steilen Hängen umgebenen Felssporn gegen etwaige Angreifer zu schützen. Die Festung lässt sich als Fliehburg deuten, die vielleicht auch noch in spätrömischer Zeit gegen eindringende Germanenhorden ihren Zweck erfüllte. Ob und wie lange der Berg dauerhaft besiedelt war, lässt sich nur durch eine sorgfältige Prospektion im zugegeben schwierigen Gelände verifizieren.

Der keltische Abschnittswall

Mehr als zweitausend Jahre später wurden am Weg zur Klause im Jahre 1908 sieben Fußfallstationen errichtet, welche die sieben Schmerzen Mariens darstellen. Sie beginnen ein Stück vor dem keltischen Abschnittswall und führen bis zur Kapelle.

Die der Heiligen Maria im Schnee geweihte Kapelle wurde im ausgehenden 17. Jahrhundert am Ende des Felssporns errichtet. Der Kämpferstein des Eingangsportals weist 1658 als Erbauungsjahr aus. Der einschiffige Bau mit dreiseitigem Chor wurde aus Bruchsteinen errichtet. Ein Dachreiter krönt das Satteldach über dem Portal. Im Innern steht in einer Nische eine Figur der Maria Immaculata, eine Schenkung aus dem Jahr 1900, die das alte Marienbildnis ersetzte. Ansonsten fallen zwei alte Opferstöcke und ein rustikaler Deckenleuchter ins Auge. Ein Bildstock neben dem Eingang trägt das Wappen des Rüdiger Stephan Freiherrn von Neuhoff-Ley, des damaligen Abtes der nahen Reichsabtei Kornelimünster.

Die Einsiedelei wurde an der nördlichen Kapellenseite als einachsiger Anbau angefügt. Sie war von 1658 bis zum Jahre 1900 ununterbrochen bewohnt. Die heutigen Mieter betreiben heute bei gutem Wetter einen Getränkeausschank auf der Terrasse, weshalb die eigentliche Klause (Wohntrakt) nicht zu besichtigen ist.

Kapelle mit Einsiedelei

Unter der Terrasse fallen am Hang gemauerte Stützen oder Fundamentsäulen aus Blaustein auf. Sie bezeichnen den Ort, an dem in napoleonischer Zeit ein Pavillon für die Königin Hortense der Niederlande, einer Schwägerin Napoleons, errichtet werden sollte.  Das Ende von Napoleons Herrschaft ließ den Bau jedoch unvollendet zurück. Er steht für die touristische Nutzung der Örtlichkeit, als es für die im nahen Aachen kurenden Gäste einschließlich des europäischen Hochadels zum guten Ton gehörte, der romantischen Klause einen Besuch abzustatten.

Das sollte ein klassizistischer Pavillon werden

Zu guter Letzt errichteten die Bürger von Kornelimünster dem Preußischen König Friedrich Wilhelm III auf der Aussichtsterrasse vor der Kapelle einen Obelisken. Er erinnert an die Schenkung des Wäldchens durch besagten König an die Kirche von Kornelimünster.

Der Obelisk aus dem Jahre 1819

Anfahrt:

Auf der A4 über das Aachener Kreuz und weiter bis zur Ausfahrt Aachen-Brand. Nach rechts durch Brand und weiter über die Trierer Straße und Napoleosberg bis zur Abbiegung in den alten Ortskern. Dann über die Klauser Straße bis zur Abbiegung zur Klause. Dort parken und den Fußweg zur Kapelle nehmen (ca. 500 m).