Die Napoleonische Schleuse bei Straelen-Louisenburg
Der Niederrhein ist gemeinhin als eine wasserreiche Gegend bekannt. Trotzdem wundert man sich, wenn man mitten im Wald auf eine gut erhaltene Schleuse aus vergangenen Tagen trifft.
Die etwas abseits der L 164 (Geldrische-/Louisenburger Str.) gelegene Anlage stellt eines der herausragenden Technikdenkmal aus dem frühen 19. Jahrhundert dar. Sie ist die einzige größtenteils fertiggestellte Schleusenanlage des geplanten Nordkanals, der in seinem östlichen Teil Rhein und Maas verbinden sollte (53,5 Kilometer von Neuss-Grimlinghausen nach Venlo). Im weiteren Verlauf sollte noch eine Verbindung zwischen Maas und Schelde (Antwerpen) erfolgen. Der „Grand Canal du Nord“ galt als eines der Lieblingsprojekte Napoleons, welches er persönlich angeregt hatte.
Der Kanal war für Binnenschiffe (Länge 13 Meter /Breite 4 Meter) mit einem Tiefgang von ca. 1 Meter und einer Tragfähigkeit von ca. 200 Tonnen ausgerichtet. Das Ausmaß des Kanalbettes betrug bei einer Tiefe von 2,60 Meter eine Breite von 27 Meter. Zu beiden Seiten waren Treidelpfade zur Fortbewegung der Lastkähne vorgesehen.
Der Name der Schleuse leitet sich vom Namen der zweiten Ehefrau Napoleons ab (Marie-Louise von Österreich). Die 35 Häuser des gleichnamigen Ortes (Louisenburg) sind während der Kanalbauarbeiten entstanden. Ob es sich bei dem neben der Schleuse entstandenem Gebäude (heutige Gaststätte Jägerhof) um das ehemalige Schleusenwärterhaus handelt, ist strittig. Man sieht dem Bau jedenfalls seine typisch französische Herkunft an. Ein weiteres perfekt erhaltenes Schleusenhaus befindet sich im wenige Kilometer entfernten Straelen-Herongen.
Die im Jahre 1808 begonnenen Bauarbeiten wurden im Jahre 1811 eingestellt. Wegen der Annexion der Niederlande war der Hauptgrund für das Projekt weggefallen.
Die Schleusenkammer besteht aus Backsteinen, wobei die Kanten zur Verstärkung mit Natursteinen verblendet sind. Die Blöcke stammen aus dem Abriss des Klosters Heisterbach im Siebengebirge. Die Ausmaße betragen in der Länge 65 Meter und in der Breite 6 Meter. Vor dem nördlichen Schleusentor ist noch der Boden aus Eichenbohlen erhalten.
Anfahrt:
Von der A 40 (Abfahrt Herongen) im Norden oder der A 61 (Nettetal-Kaldenkirchen) auf die L 164 fahren. Nach ca. 1 Kilometer bzw. 4 Kilometer befindet sich die Schleuse in unmittelbarer Nähe der Straße in einem Waldstück. Die Zufahrt ist ausgeschildert.
Abb 2 – Schleusentor
Abb 3 – Gesamtansicht der Schleuse
Abb 4 – Das vermutliche Schleusenhaus
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