Haus Hayden
Eine Wasserburg im Aachener Norden
Autor: Michael Kuhn MA
Völlig überraschend stößt der entspannte Wanderer im Aachener Norden auf eine mächtige Befestigung. Hinter Büschen und Bäumen verbergen sich verfallene Wallanlagen und die gut erhaltenen Reste zweier Torburgen.
Auf dem Gebiet des Aachener Vorortes Horbach befinden sich idyllischer Umgebung die imposanten Überreste einer mächtigen Wasserburg, die als die größte Befestigung im Aachener Raum anzusehen ist.
Erbaut wurde die Anlage zu Beginn des 14. Jahrhunderts von einem Ritter namens Arnold von dem Bongart aus dem heutigen Weißweiler. Bald schon bürgerte sich der Name „Heydener Ländchen“ für die Besitzung im Aachner Norden um Horbach und Richterich ein. Die Burg bestand anfangs aus einer Kern- und einer Vorburg, die von einem Wassergraben umgeben waren. Der gesamte Komplex hatte eine Ausdehnung von etwa 94 x 40 Metern. Der Name „Zer Heiden“ leitete sich von der Heidelandschaft ab, die den Burgkomplex umgab.
Das Zentrum der Wehranlage bildete ein 4-geschossigem Wohnturm (Donjon) aus Bruchsteinen mit einer Grundfläche von ca. 100 qm. Das 2 Meter starke, viergeschossige Mauerwerk erreicht eine Höhe von 20 Metern. Der Hocheingang befand sich im ersten Geschoss und war nur über eine Leiter zu erreichen.
Nach Süden schloss sich eine erste Vorburg an, deren Mauern mit Wehrgängen bestückt waren und die von der Südseite nur über eine Zugbrücke zu erreichen war. An der Westseite führte eine Zugbrücke über den etwa 20 Meter breiten Burggraben ins Freie. Im 14. Jahrhundert wurde die Kernburg durch eine mit Wehrgängen verstärkte Mauer mit vorstehenden Ecktürmen verstärkt. Der Bau einer zweite Vorburg im Jahre 1656 schuf dann neuen Wohnraum und vermehrte die Anzahl der Wirtschaftsgebäude.

Wappen mit Baujahr (1656) am Zugang der zweiten Vorburg.
Mit dem Ende des Dreissigjährigen Krieg verlor die Burg ihre militärische Bestimmung und verfiel in den kommenden Jahrhunderten zur heutigen Ruine. Die Vorburg wurde jedoch immer wieder aufgebaut. Nach mehreren Besitzerwechseln beendeten die französischen Besatzer dann im Jahre 1794 die Herrschaft des Heydener Ländchens.
Bis in die 2000er Jahre wurden die beiden Vorburgen als landwirtschaftlicher Betrieb genutzt. Von 2001 bis 2003 wurde die gesamte Anlage von ihrem Besitzer unter Einhaltung aller denkmalpflegerischen Auflagen zu einer Wohnanlage umgebaut und als solche bis heute genutzt. Um die Privatsphäre der Mieter zu wahren, ist eine Besichtigung der Anlage bis auf wenige Ausnahmen leider nicht möglich. Leider muss sich der oder die Geschichtsinteressierte sich damit begnügen, diese mächtige Wehranlage aus gebührender Entfernung zu betrachten. Privilegiertes Wohnen in einem Denkmal bringt nicht nur Rechte sondern auch Pflichten mit sich. Die Geschichte und ihre Hinterlassenschaften sind ein Allgemeingut, dass allen offenstehen sollte. Vielleicht sollte man sich in dieser Hinsicht um einen Kompromiss bemühen, der allen Seiten Vorteile bringen würde.

Eckturm der zweiten Vorburg.

Die zur Vorburg führende Allee.


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