Römische Fässer sichtbar gemacht

Ein Lackprofil für die Römerkeltern in Erden

Die beiden Fässer im Zustand der Auffindung (1993)

Autor: Michael Kuhn

Nach Jahren sind die römischen Fässer in Erden wieder ans Licht des Tages zurückgekehrt. Einst zum Entsäuern und zur Klärung  des Mostes  vergraben, künden sie heute noch vom technischem Wissen der spätantiken Winzer. Ein anschaulicher Bericht über das aufwendige Verfahren ihrer heutigen Präsentation.


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Ein spektakulärer Fund aus dem Jahre 1993 kann wieder besichtigt werden. Es handelt sich um zwei unterschiedlich große Holzfässer, die zu römischer Zeit an der Innenwand der östlichen Weinkelter eingegraben worden waren. Ihr Inhalt aus Löschkalk diente damals der Klärung und der Entsäuerung des frisch gepressten Mostes.

Leider war eine Bergung des fragilen Fundes nicht möglich, da die Fasswände sich unter den Umwelteinflüssen stark zersetzt hatten und sich lediglich als bröckelige, schwarze Verfärbung vom umgebenden Erdreich unterscheiden. Anders der Inhalt aus weißem Löschkalk, der bis auf den heutigen Tag seine Farbe und Konsistenz behalten hat. Einmal freigelegt, war der Fund der weiteren Zersetzung durch die Elemente ausgeliefert. Dazu zählen besonders die Hochwasser, die den Befund beinahe jährlich mit Wasser und Schlamm überdecken. Die anfänglichen Wiederfreilegungen waren mit erheblichen Abtragungen verbunden, so dass die beiden Fässer wohl bald zur Gänze zerstört worden wären. Man verzichtete deshalb auf weitere Maßnahmen und begnügte sich damit, den im Boden ruhenden Befund durch eine Infotafel zu erläutern.

Eine unbefriedigende Situation, die in den letzten Wochen durch eine spektakuläre Aktion gelöst wurde. Es wurde eine Art Lackprofil erstellt, das jedoch nicht am Fundort abgenommen wurde, weil es eine weitere Zerstörung des Fundes bedeutet hätte.

Bei einem Lackprofil werden die entsprechenden Erdschichten mit durchsichtigen PU-Lack (Polyurethan Fußbodenlack auf Acrylbasis) durchtränkte, getrocknet und anschließend als 3-4 cm oder auch stärkere Platte je nach Lackauftrag vom Erdreich abgelöst. Auf ein Trägermaterial aufgebracht ist so ein echtes Abbild des Fundes aus Originalmaterialien entstanden.

Ein solches Verfahren verbot sich natürlich beim Befund in der Weinkelter von Erden, weil sie eine weitere Zerstörung des einzigartigen Befundes bedeutet hätte. Man entschloss sich daher unter Anleitung des Historikers Michael Kuhn M.A., eine täuschend echte Nachbildung des Befundes in Form eines Lackprofils zu erstellen. Es sollte eine Art „Fake“ entstehen, dass einem echten Lackprofil entsprechen musste. Die dabei verwendeten Materialien waren Erde aus der direkten Umgebung des Fundortes, Holzkohle und handelsüblicher Löschkalk. So weit so gut. Die Umsetzung versprach spannend zu werden.

In einem ersten Arbeitsschritt wurden nach den Originalabmessungen eine Holzplatte mit Profilen versehen, um einen flachen Kasten von einer Höhe von ca. 4 cm zu erhalten. Trägermaterial (Fließ) und Standfüße aus Metall vervollständigten die Konstruktion.

Fertig zum Befüllen

Die Standfüße sind montiert

Danach wurde im Holzkasten aus den oben erwähnten Materialien ein exaktes Abbild der Fundsituation modelliert und danach mit PU-Lack durchfeuchtet. Dazu wurde handelsüblicher Fußbodenlack im Verhältnis 1:6 mit Lackverdünner gemischt und in eine Druck-Handspritze umgefüllt. In mehreren Arbeitsschritten wurde das Relief durchtränkt und anschließend mehrere Tage an der Luft durchtrocknet.

Variante 1

Um das Ergebnis zu verbessern, wurden in einem weiteren Arbeitsvorgang Erden und/oder Kalk mit verdünntem PU-Lack gemischt, bis eine farbechte, streichbare Masse entstanden war, die an den neuralgischen Punkten auf das bisherige Profil aufgetragen wurde. Das Ergebnis konnte sich jetzt sehenlassen. Wieder getrocknet war jetzt ein annähernd echtes Abbild des Befundes gelungen, wobei die Konturen im Vergleich zum Original mit Absicht etwas deutlicher herausgearbeitet worden waren.

Variante 2. Die verbesserte Version

Zum Abschluss der Arbeiten wurde das Lackprofil an der Originalstelle über den Befund ausgebracht und soweit mit Steinen und Erde umgeben, dass ein täuschend ähnliches Abbild der Auffindungssituation von 1993 erreicht war. Eine Abdeckung aus Panzerglas in Form einer Bodenvitrine soll die Installation in der Zukunft vor mutwilligen Zerstörungen sichern. Einem Besuch der Mosel kann man jetzt mit Gelassenheit entgegensehen. Sollte das Wasser in der Kelter steigen kann das Profil leicht entfernt und an einem trockenen Ort gesichert werden. Darüber hinaus ist es mit etwas Wasser leicht von Verschmutzungen zu reinigen.

Die Besucher der Römerkeltern werden ab jetzt einen der spannendsten archäologischen Funde an der Mittelmosel authentisch betrachten und nachvollziehen können. Im Rahmen einer verbesserten musealen Ausstattung der Erdener Römerkeltern ist somit ein erstes Etappenziel erreicht worden, dem noch viele folgen sollen. Es handelt sich schließlich bei den Römerkeltern von Erden, was den antiken Weinbau betrifft, um eines der bedeutsamsten Relikte nördlich der Alpen.

Die fertige Installation am Originalort