Schloss Kellenberg

von Dr. Alexander Holz

In der Rurniederung bei Jülich liegt mitten im Schwemmgebiet der mäandrierenden Rur bei Barmen ein wahres Kleinod verborgen. So erkennt man, wenn man Barmen von der Anhöhe heraus betritt, ganz vorsichtig zwischen Bäumen herausschauende Türme und Gemäuer. Nicht selten wird Kellenberg wegen seiner Symbiose mit dem dort eingerichteten Naturschutzgebiet von nicht ortskundigen Augen gerne übersehen. Um das Kleinod im Jülicher Land zu finden, muss man die A 44 nach Jülich befahren und an der Ausfahrt Jülich-West die Autobahn verlassen. Über die L14 gelangt man dann über den Ort Merzenhausen nach Barmen, wo das Schloss am Ende des Steinweges zu finden ist.

Das Schloss aus der Luft vor der Zerstörung durch Feuer (1992)

Der Name Kellenberg ist überaus ungewöhnlich für eine „feste“, die mitten in der Rurniederung liegt. Der Name selbst ist frühestens in einer Urkunde des Jahres 1597 bezeugt.[1]  Hier wird die Wehranlage – zudem als „Haus Kellenburg oder Barmen“[2] bezeichnet – zum ersten Mal im heute gebräuchlichen Namen bezeichnet. Als Erklärung gibt es noch keine abschließende Erklärung, wobei die Bezeichnung „Kellen-“ auf ein Besitzgut hindeuten kann, das einem Kellner, einem Pächter, zur Verwaltung übergeben wurde.[3] Dabei wird auch diese Namensdeutung aus etymologischen Gründen abgelehnt.[5] Ein anderer Deutungsversuch findet sich bei Graf Lothar v. u. z. Hoensbroech, einem Schlossherrn, versuchte den Namen Kellenberg mit dem lateinischen Wort „canalis“, rheinisch „Kalle“, in Bezug auf die zahlreichen wasserreichen Zubringern im Umfeld des Schlosses zu erklären.[6] Eine andere Deutung erfolgt über das althochdeutsche Wort „kela“ als Geländebezeichnung für Hohlweg und Schlucht.[7]

Wann der alte Rittersitz genau entstanden ist, ist nicht bekannt, die ältesten Quellen reichen in das 14. Jahrhundert zurück. Als äktesten Besitzer des Anwesens findet sich ein Ritter Emont von Barmen, verheiratet mit Elisabeth von Goer, der erstmals 1351 siegelte. 1390 endete dessen Leben, der wegen Landfriedensbruchs seinen Kopf durch den Henker in Aachen verlor, eher unrühmlich.

Das Hauptgebäude

Einen Besitzer, der über eine breite Popularität und Bekanntheitsgrad verfügte, erhielt am 23. Dezember 1638, als der „Generalfeldmarschallleutnanten und Obristen zu Roß und Fuß“[10] Johann von Werth (1591-1652) die Burg kaufte. Was Werths Motivation an diesem Geschäft gewesen sein mag, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Nach seinem Tode erhielt jedenfalls in Folge eines Rechtsstreits seine Tochter Lambertina Irmgardis, die im Jahre 1647 den Reichsfreiherrn Hieronymus Raitz von Frentz geehelicht hatte, Kellenberg. Der Zustand der Burg muss zu jener Zeit überaus baufällig gewesen sein, da in der Verkaufsurkunde auf Steine und Bauhölzer hingewiesen wurde.[11] Noch konkreter zeigt sich die desolate Situation Kellenbergs in einer Urkunde des Jahres 1597, in der angemerkt wurde, dass „ahn Gezimmer, Finstern, Ingebew, Brücken, samt den Mullen und sunst fast verfallen, dass ein adeliche Person, geschwiegen eines Dieners den nottigen Verpleib schwerlich haben kann, auch die Weieren dermassen mit Mudden und anderen undienlichen Wuesten besetzt und erfullet, dass daraus kein Nutz zu schepfen“[12] ist. Lambertina und Hieronymus bemühten sich nach der Übernahme Kellenbergs um eine rasche Instandsetzung.[13]

Kellenberg verlor seinen Wehrcharakter erst im 19. Jahrhundert, als die zwei in sich geschlossenen Wassergräben getrennt und teilweise zugeschüttet.wurden Zugleich wurde die geschlossene viereckige Anlage mit Runden Ecktürmen aufgelöst.[15] Zahlreiche Umbauarbeiten stammen aus dem Jahr 1838, in dem auch eine Schlosskapelle angelegt wurde.[16]

Im Jahre 1888 gelangte das Anwesen durch Heirat an den Reichsgrafen Clemens v. u. z. Hoensbroech. Sein EnkelsohnReinhard (1926-2005), verheiratet mit Maria Immaculata Erzherzogin von Österreich (1933-2022), musste dann erleben, dass Kellenberg am 1. April 1992 Opfer eines schweren Brandunglücks wurde, bei dem der große Turm sowie große Teile der Hauptburg vom Feuer schwer heimgesucht wurden. Bislang wurde der schwer beschädigte Zustand des Schlosses nicht wieder repariert. 2009 wechselte das Schloss in den Besitz des Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW.

Schießscharte

Anfahrt:

A 44 bis zur Abfahrt Jülich-West. Über die 14 bis Merzenhausen, dann rechts über L 228 nach Jülich-Barmen. Durch den Ort hindurch bis zum Schloß.

Schloß vor der Zerstörung