Sensationsfund in Jülich

Römische Kastellmauer gefunden

Rekonstruktion des Kastells von Juliacum

© Architectura Virtualis Darmstadt / Museum Zitadelle Jülich auf der Grundlage von „Jülich virtuell“ (© Forschungszentrum Jülich / Stadt Jülich)

Autor: Michael Kuhn M.A.

Bodeneingriffe in historischem Umfeld halten immer wieder große Überraschungen bereit. So auch Jülich, als bei Aushubarbeiten in der Nähe des Marktplatzes bedeutende Relikte der ehemaligen Kastellmauer aus der Spätantike ans Licht des Tages kamen. Ein Befund, der einige Annahmne bestätigt und Vieles in einem neuen Licht erscheinen läßt.


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An der Stiftsherrenstraße in der nähe des Marktplatzes ist bei Bodenarbeiten ein großes Stück antiker Mauer freigelegt worden. Bei dem Befund handelt es sich zweifelsfrei um einen Teil der Umwehrung des spätantiken Kastells von Juliacum.

Die Mauer ist bei einer Breite von 4,30 außerordentlich gut erhalten. Erbaut wurde sie als Schalmauerwerk mit sorgfältig behauenen Steinen an der Vorder- und Innenseite sowie einem Kern aus Gussbeton mit darin dicht gesetzten Füllsteinen. Das Mauerwerk weist große Ähnlichkeiten mit dem des Aachener Kastells auf, dass in spätrömischer Zeit den Markthügel bewehrte. Man kann bei der polygonalen Anlage in Jülich von zwei Toren und bis zu zehn Türmen ausgehen. Die Höhen von Mauern und Türmen dürften bei acht bis zwölf Metern liegen. Erbaut wurde das Kastell wohl im Kontext des ersten großen Frankeneinfalls in den siebziger Jahren des 3. Jhs. n. Chr. Man kann sich bei der Datierung wohl auf die fundbasierte Datierung des zeitgleichen Aachener Kastells beziehen. Die Funktion der Festung wird in diesen unruhigen Zeiten im Schutz von Straße (Via Belgica), Rurbrücke und der Bevölkerung des Vicus Juliacum gelegen haben.

Interessant ist die Ausrichtung der Mauer, die in dieser Klarheit bei früheren Bodenaufschlüssen noch nicht festgestellt wurde. Daraus lässt sich unter anderem auch die Lage der Propsteikirche erklären, die entgegen der gängigen Weise nicht exakt nach Osten ausgerichtet ist. Vielmehr folgte der Vorgängerbau, bei dem es sich nicht um ein sakrales Gebäude handelte, dem Verlauf der Kastellmauer.

Mauern und Türme des Kastells fungierten bis weit ins Mittelalter hinein als Stadtmauer der Ansiedlung. Erst im 14. Jh. wurde die erweiterte Stadtmauer mit dem Hexenturm errichtet. In den folgenden Jahrhunderten nutzte man die Steine der Mauer dann als Baumaterialien oder feste Fundamentplatte der nachfolgenden Bebauung. Auch heute sollen die ergrabenen Mauerreste nach ihrer Dokumentation als festes Fundament der an dieser Stelle geplanten Treppenanlage dienen. Eine sorgfältige Aufbereitung des Befundes ist in den Räumlichkeiten des hiesigen Museums geplant.

Die freigelegte Kastellmauer im Zentrum von Jülich.

Foto mit freundlicher Genehmigung von Guido von Büren, Museum Zitadelle Jülich

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