Auf den Spuren des Peststeins

Leben und Überleben in der letzten Pestepidemie in Regensburg 1713/14

Autor: Katharina Lenz

 


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Das Pestlazarett der Freien Reichsstadt Regenburg auf dem Unteren Wöhrd abseits der Stadt. Von dem zur Quarantäne errichteten Bretterzaun, an dem Angehörige Essen und Kleidung für die Insassen abgeben konnten über den die Einlieferung der Erkrankten bis zum Begräbnis hat der Urheber dieser lavierten Federzeichnung den grausigen Alltag der letzten großen Pestepidemie des Jahres 1713 festgehalten. (Quelle: Die Pest 1713 in Regensburg und Statt am Hoff, Heimatverein Statt am Hoff, Regensburg 2013)

Wir schreiben das Jahr 1714. Nach acht Monaten Quarantäne heben die Behörden des Kurfürstentums Bayern die Sperre der freien Reichstadt Regensburg wieder auf. Die letzte große Pestepidemie, die Regensburg ereilt hat, ist vorüber. Die Menschen atmen auf. Der Frühling kommt. Der Hunger bleibt. Viele sind gestorben – nach heutigen Annahmen fast 8000 Menschen, rund ein Drittel der damaligen Stadtbevölkerung. Häuser stehen leer, Familien haben ihren Ernährer, Mutter, Sohn oder Tochter verloren. Handwerkerstellen sind verwaist, Priesterposten unbesetzt. Wo der Schnitter Tod gewütet hat, müssen sich die Überlebenden neu organisieren – und bleiben für Jahrzehnte gezeichnet.

Welche Spuren hat eine Seuche in den Leben der Menschen, in ihren Lebensgeschichten aber auch im Leben einer Stadt hinterlassen? Friedhöfe, und Kirchen, Waisenhäuser und Seuchenlazarette, städtische Hygiene und Armenfürsorge verändern sich im Gefolge der Epidemie. Anders als bei mittelalterlichen Pestwellen, kennen wir aus dem frühen 18. Jahrhundert jedoch Verwaltungsberichte, Sterberegister, ja können Schlaglichter auf die Biografien einzelner Menschen werfen.

Der Pestleichenstein, der einst im Gedenken an die Pesttoten der Epidemie 1713/14 in die Mauer des Pestlazaretts eingelassen war, ist heute in der Regensburger Dreifaltigkeitskirche, die zur gleichen Zeit zur Abwehr der Seuche errichtet wurde, wohl verwahrt. (Foto: Lenz)

Der Pestleichenstein, der einst im Gedenken an die Pesttoten der Epidemie 1713/14 in die Mauer des Pestlazaretts eingelassen war, ist heute in der Regensburger Dreifaltigkeitskirche, die zur gleichen Zeit zur Abwehr der Seuche errichtet wurde, wohl verwahrt. (Foto: Lenz)