Iupiter Optimus Maximus

heutige Spuren von Jupitersäulen

Abb.1 Jupitersäule Archäologischer Park Schwarzenacker (Saarland)

Autor: Dietmar Kottmann

Nahezu in allen ehemaligen römischen Provinzen stößt man auf Nachweise für die einst über die Umgebung herausragenden Säulen für den Iupiter Optimus Maximus.
Viele Säulen sind – zumeist nur als Replik der in den Museen und Depots verbrachten Originale – wieder aufgestellt worden. In steinarmen Gegenden lag ihre Wiederverwendung.

In diesem Artikel führen wir Beispiele für die Wiederverwendung der Jupitersäulen auf.


Vollständiger Artikel als PDF
zum Download (ca. 0,2 MB)

Nahezu in allen ehemaligen römischen Provinzen stößt man auf Nachweise für die einst über die Umgebung herausragenden Säulen für den Iupiter Optimus Maximus, den man – bei aller religiösen Pluralität und Toleranz – Respekt und Verehrung entgegenbringen musste.

Viele Säulen sind – zumeist nur als Replik der in den Museen und Depots verbrachten Originale – wieder aufgestellt worden. In steinarmen Gegenden lag ihre Wiederverwendung – wie auch die allen abgängigen profanen und sakralen Baumaterials- nahe, wie sie z.B. von K. Böhner für Zülpich beschrieben wird (Siedlungen des frühen Mittelalters am Nordostrand der Eifel, in: H.W. Böhme et al., Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern, Bd. 25, Mainz 1974, S. 111 ff.). Für die Kirche des Klosters Zülpich Hoven weist er auf die Vermauerung von Weihesteinen der Matrona Saithamia und der Stammesgöttin Sunuxal hin (a.a.O. S. 119 f.). Ich selbst habe vor einigen Jahren in Faimingen a.d. Donau einen in den Turm der Pfarrkirche eingemauerten Stein mit einer Inschrift für Apollo Grannus, der auch hier in AQUAE GRANNI verehrt wurde, gesehen. In den massiven Fundamenten des Aachener Doms stecken etliche Kubikmeter römischen Baumaterials. Ein Fragment mit einer römischen Inschrift befindet sich links oberhalb der Tür zur Taufkapelle.

Die Aachen nächst gelegene Verwendung einer römischen Herkules-Spolie, ehemals Teil einer Jupitersäule, ist heute noch in Langerwehe – Gleich an der  Südwestecke der Nikolauskapelle zu sehen.

Abb. 2 Herkules vermauert in der Nikolauskapelle von Geich-Langerwehe

Abb. 3 Kapelle von Martelange, Ardennen

Die Wiederverwendung römischen Baumaterials gerade in steinarmen Gegenden seit dem frühen Mittelalter bedarf eigentlich keiner besonderen Begründung, da der praktische Gesichtspunkt einer enormen Arbeitsersparnis offensichtlich ist. Dennoch wird die Wiederverwendung der Steine von sakralen Bauwerken der Römerzeit in christlichen Kapellen und Kirchen oft als Zeichen des Triumpfes des christlichen Glaubens über heidnische Kulte gedeutet. Man mag darin allerdings darin auch die von den Römern übernommene Tradition der Übernahme und christlichen Uminterpretation heidnischer Gebräuche und Kulte sehen. So wurden an alten Quellheiligtümern Kapellen errichtet wie z.B. in Wiesenbach oder Martelange.

Die Autoren des belgischen Ardennenführer schildern etliche Beispiele paganer römischer Spolien in christlichen Kapellen und Kirchen aus den belgischen Ardennen, aber auch aus Luxemburg und der südlichen Eifel (Jean-Luc Duvivier de Forttemps, Benjamin Stassen, Benjamin Lesage, L`Ardenne antique – les lieux déchus, Longlier 2017).

Abb. 3 Kapelle von Wiesenbach, Ardennen

Die Autoren sehen sprachgeschichtliche Ursprünge im Namen der Nymphe Vesunna für das Wort Wasser, das auch im Bach- und Flußnamen Weser oder französisch Vesdre stecke. Diese Nymphe sei in Wiesenbach verehrt wurden.

Hier sei an den Brunnen der Quirinuskapelle von Melaten erinnert, dem man Heilkraft insbesondere für das Vieh zuschrieb. Am Quirinustag (30.4.) fand dort bis in das frühe 19. Jh. hinein jeweils ein kleiner Jahrmarkt statt, bei dem Bauern sich Wasser für das Vieh abfüllen ließen. Der Brauch bestand auch an der Quirinus-Stiftskirche in Neuss.

Bei der doch erstaunlichen Anzahl einer Verwendung von 4 – Göttersteinen oder Säulentrommeln unter Taufbecken oder Altären jedenfalls in Eifel und  Ardennen, kann man nicht ausschließen, dass der Glaube an das von den Jupitersäulen ausgehenden Heil auch nach der Christianisierung nicht ganz verschwand und man – sicher ist sicher – wesentliche Teile dieser paganen Kultstätten für die christlichen Gottesdienste und Taufen weiter nutzen wollte.

Abb. 4 Taufe von Aldringen, Ardennen

Abb. 5 Altar von Bierdorf, Ardennen

Abb. 6 Altar von Jamoigne, Ardennen

Abb. 7 Apollo unter dem Altar von Villers sur Sémois, Ardennen

Apollo, der übrigens mit dem gallorömischen Gott Grannus gleichgesetzt wird, scheint hier von einer Seite eines 4 – Göttersteines zu stammen. In Aachen und Burtscheid wurden zu seiner Verehrung aber auch gesonderte Votiv-Steine aufgestellt.

Der Archäologe Leo Verhart verweist auf die Internetseite http://vici.org über die römische Besiedlung von Südlimburg (NL). So zeigt er u.a. eine Jupitersäule, die als Baumaterial in der Kapelle bei Kloster St. Odilienberg wieder verwandt worden ist – und zwar die Säulenbasis mit 3-Göttern als Altarstein. Eine solche Spolie wurde von Buchkremer bei der Erneuerung und Vergrößerung des Schiffs der Pfarrkirche St. Laurentius gefunden. Sie wurde vermutlich 1939 auf Veranlassung von Gymnasialprofessor Josef Liese in das Lapidarium des KKG verbracht, wo sie nach den Zerstörungen des II. Weltkrieges verloren gegangen ist.

Abb. 8  Zeichnung des Laurensberger 4-Göttersteines